Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Coma: Don't Set Your Dogs On Me (Review)

Artist:

Coma

Coma: Don't Set Your Dogs On Me
Album:

Don't Set Your Dogs On Me

Medium: CD
Stil:

Crossover

Label: Ear Music / Edel
Spieldauer: 56:10
Erschienen: 08.02.2013
Website: [Link]

Dem inneren Zerfall des Lódz der 90er Jahre entsprungen, machen sich COMA inzwischen auf, mit ihrem wuchtigen Sound die Welt zu erobern. Polen ist zu klein geworden für die nationalen Rock-Superstars, die seit dem 2006er Zweitwerk „Zaprzepaszczone sily wielkiej armii swietych znaków“ regelmäßig die Charts von ganz oben begutachten durften. Seit „Excess“ (2010) ist man auch zweisprachig unterwegs; damals sang man die Eckpfeiler des monströsen Doppelalbums (und immer noch Referenzwerks, so viel sei vorweggenommen) „Hipertrofia“ (2008) auf Englisch neu ein, ließ die Zwischenspiele weg und schuf so eine kompakte Präsentationsplattform für den internationalen Markt.

Wie sich der Weg anschließend fortsetzte, ist nicht so ganz klar; nachdem „Excess“ erschienen war, wurde bei Musikreviews.de für ein Interview angefragt, das diesbezügliche Fragen hätte thematisieren können, offenbar ist der Fragenkatalog aber auf dem Weg zur Band abhanden gekommen, so dass das Interview nie zustande kam. Ein Jahr später erschien still und heimlich das neue Album ohne Titel („Czerwony Album“, 2011), online fast unmöglich zu beziehen und nur mit spärlichen Informationen besät. Nun wird „Don’t Set Your Dogs On Me“ wiederum als englischsprachiges Durchbruchsalbum vermarktet, und es benötigte ein wenig Recherche, um herauszufinden, dass es sich dabei ähnlich wie bei „Excess“ erneut um die englischsprachige Version eines bereits auf Polnisch eingespielten Albums handelt: Das Album ohne Namen aus 2011 hat nun also einen Titel.

Was ohne Frage nicht abhanden gekommen ist? Die kraftvolle, hymnenhafte und melancholische Intensität. COMA klingen immer noch wie frisch aus den frühen 90ern gepellt. Zwischen PEARL JAM, FAITH NO MORE und LIVING COLOUR wäre man gar nicht weiter aufgefallen. Die schneidende Färbung der Gitarre, die Riffprägnanz und natürlich die Whiskeyröhre von Piotr Rogucki tragen zu diesem Eindruck bei, nur die Produktion ist zeitgemäßer. Das mit einem DAVE-MATTHEWS-BAND’schen „Youuuuuuu“-Kopfstimmenrefrain veredelte „With You“ basiert sogar auf einem sehr dominanten Backbeat, den man am liebsten mit „ – HEY! – HEY!“ unterstützen würde, und ein bisschen Funk schmuggelt sich auch immer wieder ein.

Die mit diesen Attributen kolportierten Assoziationen allerdings können COMA nicht mehr einlösen. Von der passiven Aggression, die Grunge und Crossover damals auszeichnete, haben auch die Polen zu Anfang ihrer Karriere offensichtlich gezehrt, spätestens seit „Hipertrofia“ zeiht sich aber ein erhöhter Kunstanspruch durch das Werk, der nun – der Natur der Sache geschuldet – von einem Hang zum Mainstream erweitert wird. Obwohl sich nämlich im Sound selbst kaum Zeichen der Anpassung abzeichnen, muss man das leider für das Songwriting konstatieren. Nicht einmal ist das Aufgeben der Heimatsprache das Hauptproblem, vielmehr überrascht der Bestand aus pumpenden Kopfnicker-Metalgrooves à la mittlere KORN („Don’t Set Your Dogs On Me“) und Hitradiostrukturen. Von einem Partyalbum kann man sprechen im Vergleich mit dem verstiegenen Kopfalbum „Hipertrofia“ oder dem pathosgetränkten Emotionenbad „Zaprzepaszczone sily wielkiej armii swietych znaków“.

Ganz ist die Freude am Ausladenden zwar nicht abhanden gekommen. Wem das epische Titelstück von „Zaprzepaszczone…“ noch in den Ohren klingelt, der erfreut sich auch an den Riffellipsen von „Lion“, die sich alsbald zum Gebrüll erheben, oder auch am wandlungsreichen „Moscow“. Spaß kann und soll es auch jenseits dieser Beiträge machen (umso mehr, je lauter). Irgendwo hatte man sich bei COMA aber inzwischen auf mehr Substanz eingestellt, zöge man diese nun aus einem ambitionierten Konzept oder einfach aus der vorgetragenen Attitüde. Das Album aber klingt trotz seiner fetten Erscheinung irgendwie brav, fast schon domestiziert.

FAZIT: Das Abzielen auf einen größeren Markt hinterlässt seine Spuren, und die beschränken sich nicht nur auf die Synchronisation vom Polnischen ins Englische. COMA haben immer noch Gefallen an ihren Instrumenten und belassen die Regler weitgehend im Ursprungszustand, doch was sie darauf spielen, zeugt von einer Beschäftigung mit dem „was wäre, wenn… Erfolg?“-Szenario. Zum Kennenlernen bietet „Don’t Set Your Dogs On Me“ aber eine gute Gelegenheit; bei Gefallen kann man sich dann am hochwertigen Backkatalog versuchen. Nach Möglichkeit im O-Ton.

Sascha Ganser (Info) (Review 5799x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Keep The Peace
  • With You
  • Always Summer
  • Dance With A Queen
  • Rainy Song
  • Late
  • Lion
  • Furious Fate
  • Don't Set Your Dogs On Me
  • Song 4 Boys
  • Moscow
  • A Better Man
  • When The Music Is A Flame

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Monate hat das Jahr?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!